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Channel: Kommentare zu: Wolfgang Schäuble oder: vom Umgang mit der Wahrheit und mit Dopingrekorden
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Von: Gerhard Treutlein

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Es geht ja nicht nur um Rekordlisten, es geht um die Glaubwürdigkeit des Spitzensports insgesamt, und vor allem auch um die Glaubwürdigkeit seiner politischen und sportpolitischen Vertreter. Die Glaubwürdigkeit wird immer noch zu oft aus Angst vor zurückgehender internationaler Konkurenzfähigkeit und zugunsten parteipolitischer Vorteile geopfert. Wie lange wird es dauern, bis auch bei uns ein Minister Darabos antreten wird und eine ähnliche Gesetzgebung wie in Österreich entwickelt werden wird (verbunden mit dem politischen Willen der Umsetzung)?

Und weiterhin ausgegrenzt werden diejenigen, die kritisches Reflexionspotential einbringen könnten (man beobachte mal, welche Ehrengäste anstatt bei der WM in Berlin auf der Tribüne sitzen und im VIP-Raum zu finden sein werden!). So wird viel unter den Tisch gekehrt, bis es zum nächsten Skandal kommt – und die Verantwortlichen der vergangenen Jahrzehnte auf westdeutscher Seite schweigen weiter – Stichwort: organisierte Unverantwortlichkeit(zu potentiellen Interviewpartnern zu Dopingvergangenheit und Verantwortung vgl. u.a. Singler/Treutlein, Berendonk, Bette/Schimank usw.).

Manche Skandale werden von der Öffentlichkeit gar nicht erkannt, zumindest nicht gleich, weil Wissen und selektive Wahrnehmung hierzu fehlt: Was könnte z.B. das Innenministerium (BMI)zu seiner Beteiligung an der Berücksichtigung der Dopingbrutstätten der DDR, FKS und Dopinglabor Kreischa im Einigungsvertrag von 1990 sagen, dort als einzige erhaltenswerte wissenschaftliche Institutionen genannt (Innenminister Schäuble hätte sich bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde in Tübingen eigentlich dazu äußern können)? Aus welchem Beweggrund wurden 1990 z.B. in der Leichtathletik im Hauruck-Verfahren 32 DDR-Trainer hauptamtlich angestellt (ein Grund der Probleme bis heute)? Wie wurde der Kontakt zwischen Dopern Ost und Vertuschern West nach der Wende im November 1989 so schnell hergestellt, dass schon im April 1990 für DLV-Trainerlehrgänge führende Dopingexperten der DDR als Referenten angekündigt waren (gibt da z.B. das DLV-Archiv noch was her – Präsident Prokop, bitte mal nachschauen! Oder wurde schon alles weggeworfen?)? Und, und, und!

Und wer ist geeignet für die Entwicklung eines Dopingpräventionskonzepts für den DLV? Natürlich nicht die bisher Aktiven auf diesem Feld, die (zu) vieles ehrenamtlich geleistet und (zu) viel Erfahrung angesammelt haben (zu Konzeptionen und Materialien siehe http://www.dsj.de)? Auf der Internetseite “www.leichtathletik” -> Antidopingnews war am 1. Mai 2009 zu finden, dass für die Entwicklung eines Präventionskonzepts für den DLV durch diesen 20.000 Euro an seinen ehemaligen präsidenten Helmut Digel nach Tübingen gehen (Digel und Prokop waren sich einst wohl nicht grün). Der Hinweis wurde in der Zwischenzeit gelöscht, das Geld geht nun an den Kollegen von Digel, Ansgar Thiel. Und Prokop bezichtigt mich ungenauer Recherche, weil ich im Vertrauen auf die Genauigkeit eines offziellen Newsletters des DLV den Namen Digel genannt habe; er bezweifelt auf dieser Grundlage, ob angesichts einer solchen mir unterstellten Rechercheschwäche die sonstigen Ergebnisse von Singler/Treutlein belastbar sind (das wäre doch zu schön, wenn man so die Erkenntnisse zum Doping im Westen löschen könnte!).

Es darf geweint oder gelacht werden! Rasche Entwicklungen in Sachen Vertrauens- und Glaubwürdigkeit sind jedenfalls so nicht zu erwarten.

Wer sich schnell zur Vergangenheit sachkundig machen will, der schaue bitte auf der Website http://www.cycling4fans.de nach!


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